Interview von Rosmarie Saner
Liebe Brigitta, wie hast Du Jesus gefunden?
Ich bin im Kanton Zürich in einer Unternehmerfamilie zusammen mit drei Brüdern und einer Schwester aufgewachsen. Als ich 10 Jahre alt war, bekehrte sich meine Mutter, und ihre Veränderung beeindruckte mich. Sie schickte uns auch in christliche Freizeiten, wo wir sehr viel über Jesus und die Nachfolge hörten – aber aus irgendeinem Grund hatte ich mich entschlossen, dass ich mein Leben lieber selber regieren und niemandem gehorchen wollte. Ich war ein eher aufbrausendes Kind und bei Ungerechtigkeiten konnte ich sehr jähzornig werden, was natürlich immer wieder zu Konflikten führte.
Mit 14 Jahren, als ich eines Mittags allein in der Küche beim Abwaschen war, schien es, als ob sich der Himmel über mir öffnete. Eine Stimme sprach deutlich zu mir: "Brigitta, das ist mein letzter Aufruf an dich, ob du mir nachfolgen willst - nachher sage ich nichts mehr. " Ich war zu Tode erschrocken und rannte sofort in den Garten, wo ich meine Mutter fand: "Mami, ich muss mich sofort bekehren, bitte bete mit mir!" Natürlich war sie einigermassen verdutzt, aber sie kam und so betete ich: "Herr, bitte vergib mir! Wenn du wirklich mein Leben verändern kannst, dann kannst du mich hinschicken, wohin du willst, und ich werde jedem sagen, was du für mich getan hast". Es gelang ihm tatsächlich, mich zu verändern, und ich lernte Schritt um Schritt, seiner Führung zu vertrauen.
Am 4. September 1987 kamst du als junge Frau an deinem Arbeitsplatz in Niamey, Niger an. Wie kam es dazu?
Nach der Schulzeit kam die Frage der Berufswahl. Ich entschloss ich mich, Kindergärtnerin zu werden. In einem privaten Seminar im Toggenburg wurde ich drei Jahre lang ausgebildet und trat danach meine erste Stelle in Glattfelden an. Die Arbeit gefiel mir sehr gut. Mein älterer Bruder kam zu dieser Zeit aus einem Missionseinsatz mit OM zurück und zog bei mir ein. Er erzählte viel von seinen Erlebnissen und ich fragte ihn, wie man Missionar wird. Ich war unschlüssig, ob auch ich ins Ausland gehen sollte. Wer braucht dort schon eine Kindergärtnerin? Er lud mich zur Explo85 ein, einer Veranstaltung von Missionsgesellschaften, und riet mir, nach einer Stelle zu fragen.
Bei SIM bot man eine Aufgabe als Kindergärtnerin in Niamey an. Nach einigem Hin- und Her bewarb ich mich und wurde angenommen. Nun musste ich noch Französisch lernen und beschloss zu testen, wie und ob Gott mich schon in der Schweiz voll versorgen könnte. Ich übergab meine Wohnung, fuhr nach Lausanne zur Sprachschule und suchte einen Job. Am Bahnhof sah ich das Schild der Heilsarmee und ging hin, um nach Arbeit und Unterkunft zu fragen. Die Leiterin musste wegen einer medizinischen Behandlung kurzfristig weg und suchte verzweifelt nach jemandem, der aushelfen konnte. Ich bekam den Job und sah deutlich, dass Gott zuverlässig ist und versorgt.
Am 4. September 1987 flog ich dann nach Niamey in den Niger. Der Flughafen war eine offene Halle und ich dachte, es sei so heiss wegen eines laufenden Flugzeugtriebwerkes. So kam ich in der Hitze Afrikas an, und in meinem Leben hatte ein neues Kapitel begonnen.
Wie bist du deine Aufgabe angegangen?
Meine ersten zwei Jahre war ich als Kindergärtnerin am Centre Biblique in der Hauptstadt tätig. Obwohl im Niger mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter 14 Jahre alt ist, gab es zu meinem Erstaunen zu der Zeit niemanden in der SIM, der wirklich versuchte, diese Kinder zu erreichen. 1987 herrschte im Niger noch eine Diktatur, und es war in dem muslimisch geprägten Land auch nicht erlaubt, sich öffentlich mit mehr als fünf Personen zu treffen. Also betete ich zusammen mit einem Bibelschulstudenten inständig um Gottes Weisung, wie wir die Arbeit unter Kindern angehen könnten.
Nach ein paar Monaten zeigte er uns, wie wir es machen sollten: Mitten im Quartier, auf den öffentlichen Plätzen, begannen wir mit den Kindern, die da waren, zu singen und Spiele zu machen. All dies unter den Augen der Erwachsenen. Als niemand etwas dagegen hatte, lehrten wir sie Bibelverse, und etwas später begannen wir, ihnen biblische Geschichten zu erzählen. Obwohl wir in jedem Club über 70 Kinder hatten, war niemand dagegen, dass wir die Kinder versammelten. Weil sich immer mehr Kinder den Clubs anschlossen, arbeiteten der Bibelschüler und ich einen Kurs aus und begannen damit, neue Mitarbeiter zu schulen.
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Die Fortsetzung des Interviews mit Brigitta finden Sie in der neuen Ausgabe des Magazins SIM Heute mit dem Titel „Gott ist treu“.
Verfügbar unter der Rubrik «Sich informieren» > «SIM Heft».